über 200 Jahre Paradies
Ein wenig Historie
Um das Paradies Nr. 14 ranken sich viele Geschichten. Einst war es Teil einer viel grösseren "Pension Paradies", von der heute noch die Adresse "Paradiesstrasse 14" zeugt. Von der einstigen Pension, einem stolzen Hotel sind heute nur noch die Remise, bestehend aus zwei Gebäuden, einem grösseren, der Nummer 12 und und der kleineren Nummer 14, dem sogenannten "Gärtnerhaus" übrig geblieben.
1867
Auf dieser alten Fotografie werfen sich Emma Küng-Mösli mit ihrem Ehemann Johannes Küng auf dem Dach des grösseren Hauses in Pose. Das Ehepaar führte um 1870 die Pension Paradies. In der Chronik von 1867 liest man:
" Die ..."Pension Paradies, .. , zeichnet sich nicht bloss durch geschmackvolle Bauart, sondern auch durch treffliche Einrichtung aus und bieten den Kurgästen einen angenehmen Sommeraufenthalt. Ihre lieblichen Gartenanlagen und schattigen Waldpartien gehören zu den schönsten in Heiden. Sehenswert sind auch die über schroffen Felswänden angebrachten Spezierwege und Ruheplätze des hier wohnenden Arztes, Hrn. Johannes Küng (dem Vater des abgebildeten Küng selbigen Vornamens auf dem Dach), der die Idee zur Einrichtung eines Paradieses für Heiden entwarf und dieselbe auch praktisch ausführte" (Ammann,2008)
Bild mit freundlicher Genehmigung Historisch-Antiquarischer Verein Heiden
1896
Nach langen Wanderjahren gründete Johannes Küng der Jüngere mit Emma in diesem Haus eine Familie und wurde ein angesehener Mann in Heiden. Immerhin hat er es zum Gemeinderat geschafft. Doch das Fernweh packte ihn wieder und er folgte mitsamt seiner Familie seinem Bruder nach Sumatra, wo er mit Tabak zu einem beachtlichen Vermögen kam. Das Paradies blieb aber sein Ankerpunkt und er kehrte mehrfach wieder. 1896 kehrte er endgültig zurück. Von seinen Reisen brachte er unter anderem eine riesige lebende Python mit. Sie soll in einer künstlichen Grotte im parkähnlichen Wald untergebracht worden sein. Die Schulkinder der Gegend seien gekommen, um das unheimliche Tier zu sehen. Es überlebte indes den ersten Winter nicht und gelangte als ausgestopftes Exponat an das Heidener Museum, wo es noch immer zu bestaunen ist. Johannes Küng starb 1908 in Heiden.
Bild mit freundlicher Genehmigung Historisch-Antiquarischer Verein Heiden
1887
9 Jahre zuvor logierte der wohl berühmteste Gast Heidens in der Pension Paradies, die inzwischen von Familie Stäheli geführt wurde. Als Bankrotteur verurteilt und von der Welt vergessen stieg Henry Dunant zum Preis von 2.80 Franken pro Nacht in der Remise ab. Mehr gab seine knappe Rente, welche ihm seine Familie eingerichtet hatte, nicht her. Zunächst inkognito wurde seine Anwesenheit in Heiden durch den Arzt Dr. Herrmann Altherr, der ihn bei einem Krankenbesuch erkannte, bekannt. Mit dem Lehrer Wilhelm Sondereregger und seiner Frau Susanne verband ihn eine tiefe Freundschaft. 1901 wurde ihm nach seiner Rehabilitation in Heiden der erste Friedensnobelpreis verliehen. 1910 verstarb Henry Dunant in Heiden.
Die Pension Paradies
Gesamtansicht der Pension Paradies, wie sie sich zum Zeitpunkt von Henry Dunants Anwesenheit präsentiert hat. Die beiden Doppelhäuser sind inzwischen einem Wohnblock gewichen, die Bewaldung der Klippen über dem Gstaldenbacht hat zugenommen - gut zu sehen ist aber die ehemalige Dependance mit dem kleineren Paradies Nr. 14 im Vordergrund
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Bild mit freundlicher Genehmigung des Appenzeller Verlags aus Amman (2008)
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Die Bilder und Zitate auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung aus folgenden Publikationen entnommen:
Ammann, H. (2008): Henry Dunant - Das Appenzellerland als seine zweite Heimat.Herisau, Verlag Appenzeller Hefte
Zangen, A. & Harb R. Hrsg.(2020): Ferne Welten - Fremde Schätze. Publikation zur Sonderausstellung des Museums Heiden 2020, Edition clandestin